Sahara Hotel (von Herbert Eder)
Eine Lichterkette zeigt uns in unserem, alt und gebrechlich wirkendem Range Rover den Weg vom Flughafen zum Strandhotel. Es ist Nacht! Schemenhaft verwischt und geisterhaft gleiten Dünenlandschaften an uns vorbei. Glitzernd und strahlend, von unseren Scheinwerfern erleuchtete Pfützen, verwandeln die Strasse. Das Rauschen des Meeres ist zu hören, und wirft das Weiß der Gischt ins Nichts. Feuchtigkeit bildet sich auf der Windschutzscheibe, und lassen die rostigen, quietschenden Scheibenwischer ihre Arbeit tun. Ein unheimlicher, ja finsterer, riesiger Klotz taucht hinter den verschmierten Fenstern auf. Vor einem spärlich erleuchtetem Eingang, und mitten in einem vom Regen gebildetem See bleiben wir stehen. Das Strandhotel!
Ein letzter Aufheuler des Motors und Stille – absolute Stille. Außer dem Rauschen des Meeres, der Brandung, dem Rollen der Steine in den Wellen, dem Batsch, Batsch beim Aussteigen mitten im See, dem quietschen der Eingangstür und dem Bon Soir des Empfangschefs. Wir steigen die Betontreppe hinauf und betreten durch eine goldene, am Boden schleifende Aluminiumtür die Empfangshalle. Unsere Koffer werden ausgeladen, viel zu schwer für eine Woche und daher von einem ach, und eh, und scheiße begleitet. Vielleicht peinlich, doch die Hälfte vom Gepäck sind Bier und Wein. Da Alkohol im Land verboten ist, und unser überdimensionales Hotel keine Alkohol-Lizenz besitzt.
Der Empfangschef stellt sich als Rezeptionist und Telefonist vor. Die Koffer stehen verlassen in der Mitte der Halle. Ein älterer Mann erhebt sich behebe aus seinem Polsterstuhl und begrüßt uns in Landestracht als Hotel-Direktor.
Zimmer ist noch keines fix gebucht, warum auch! Noch können wir wählen zwischen Bungalow, oder Zimmer im Hotel. Wir starten unsere Besichtigungstour und folgen unserem Chef die Hintertür hinaus, zu einem Bungalow. Schwach beleuchtet ist der gepflasterte Weg. Ein Pool ist irgendwie in der Finsternis zu erkennen.
Der Türgriff in Gold mit dem Schloss integriert, wie bei einem alten VW-Käfer.
Der Lichtschalter,.....“ Das dauert einen Moment“: sagt der Chef - dann Licht und der helle Wahnsinn!! Eine Halle – nicht die erste in diesem Hotel – ist das Wohnzimmer, vielleicht 35 m² oder mehr, eine Couch, zwei Polsterstühle, zwei Beistelltische – aus Gusseisen und irrsinnig schwer – Stuck an der Decke, mit Babykristall Leuchter, ein Bad und eine Toilette – und dann noch eine Tür.
Die Tür geht auf, und nach einigen Problemen, endlich Licht, ... der Wahnsinn bleibt!
Weitere 40m² oder mehr, ein Doppelbett, alles wie ein kleiner Fußballplatz, Toilette und Bad. Weiterer Nobelstandart sind Fernseher und Kühlschränke, je einer drinnen und je einer draußen. Aber das sind nur noch Kleinigkeiten.
Das Hotelzimmer hat auf jedem Fall mit viel Sympathie, Protz und scheinbarem Luxus gewonnen. Wie es sich gehört fehlt nur noch das Registrieren. Zurück zur Rezeption, zu unseren Koffern, zum Direktor. Weit und Breit keine Gäste, Touristen, Einheimische ... Nichts.
Ein Fernseher, einsam flimmernd in einer Ecke. Viele Tische, Spiegelwand, und von Feuchtigkeit beschlagene Fensterfront - draußen Nacht und nichts zu sehen.
Die Bar - am hinteren Ende mit Kaffeemaschine, Limonadendekoration, Feuerlöscher und mit uns mitten drin. Ein weiterer Fernseher, unser gedeckter Tisch, Essen für uns gekocht, nur für uns ganz allein. Sehr gut, viel zu viel, dann 22 Uhr und Schluss. Alle gehen heim, zurück bleiben wir und einer an der Rezeption. Raus in die Halle, zehn Säulen, zehn Aschenbecher, durch die Tür aus Alu in den langen düsteren und unheimlichen Gang bis zur Zimmertür. Aufsperren, mit Problemen, Lichtschalter finden und Licht einschalten auch mit Problemen. Absolute Ruhe, beeindruckend die Größe des Raumes, dass Alleinsein. Allein im eigenem, riesigem Hotel. Ein Glas Wein, ein Kartenspiel, zu Bett.
Zur nächsten Tür, Lichtschalter zum Zimmer, zum Schlafsaal. Raum durchqueren, Badezimmer, Zähneputzen und schlafen. ... Sahara Hotel. |